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Stadtarchiv Bergheim

Das Bergheimer Heiratsregister des Jahres 1856

Der dritte Artikel über die Bergheimer Standesregister des Jahres 1856 beschäftigt sich mit den Urkunden zur Eheschließung. Die Heiratsregister sind wichtige historische Quellen, die Informationen über zivile Eheschließungen enthalten.

12.04.2024

Angaben in der „Heiraths-Urkunde“

Diese nach Jahren sortierten standesamtlichen Bergheimer Aufzeichnungen enthalten für das Jahr 1856 Details wie die Vor- und Zunamen der Ehepartner, ihre Geburtsdaten, Angaben zu ihren Berufen, den Zeitpunkt und Ort von Aufgeboten und Eheschließung sowie Informationen zu den vier Trauzeugen und den Eltern der Brautleute. War eine Braut oder ein Bräutigam verwitwet, wurde zudem auch immer der oder die erste Ehepartner*in namentlich in der neuen Heiratsurkunde mitaufgeführt.  

Für das Jahr 1856 sind im Bergheimer Heiratsregister 24 neugeschlossene Ehen verzeichnet. Dabei ist aber zu beachten, dass nicht alle Eheleute nach ihrer Hochzeit auch in Bergheim wohnten, sondern, wenn es sich nicht bei Beiden um Bergheimer handelte, oft auch in den Heimatort beziehungsweise den derzeitigen Wohnort der Partnerin oder vor allem des Partners verzogen. Fünf der 24 heiratenden Männer waren Witwer, drei Frauen Witwe; sie stammten aber allesamt aus dem heutigen Bergheim, bzw. eine Witwe aus Paffendorf – damals noch eigenständig mit eigener Bürgermeisterei.

Aufgebote

Ein Aufgebot ist die öffentliche Bekanntmachung, dass beabsichtigt wird eine „verabredete Heirath gesetzlich abzuschließen“, so steht es in den zweiseitigen Urkunden des Jahres 1856. In den im Stadtarchiv Bergheim vorhandenen Heiratsregistern zur Zivilehe ab dem Jahr 1800 wurden in den verschiedenen Heiratsurkunden zwischen einem und bis zu drei Aufgebotsorten angegeben; im Jahr 1856 sind es aber nur bis zu zwei Orten, an denen die Bergheimer Paare ihre Hochzeitsabsichten „vor der Hauptthüre des Gemeindehauses“, so der Urkundenvordruck 1856, vorab öffentlich ankündigten. Im Jahr 1856 gab es neun dieser Fälle, in denen diese öffentlichen Ankündigungen neben Bergheim auch fünfmal in Paffendorf, zweimal in Köln und je einmal in Gummersbach und Neuss stattfanden. Somit war bei immerhin einem Drittel der 1856 in Bergheim verzeichneten Hochzeiten ein Aufgebot auch außerhalb Bergheims veröffentlicht worden – das bedeutet, dass bei rund 30 Prozent der Hochzeiten einer der Eheleute den Wohnort am Tage der Hochzeit ausserhalbBergheims hatte.


Alter bei der Eheschließung

Die Bräute im Bergheim des Jahres 1856 waren durchschnittlich 31 Jahre alt, die neuen Ehemänner 33 Jahre. Dies sind aber nur die Durschnittwerte, denn die Alterspanne ist sehr viel größer: Die Bräute waren bei ihrer Hochzeit zwischen 21 und 47 Jahre alt, die Bräutigame zwischen 21 und 68 Jahren. Die fünf ältesten Bräutigame 1856 waren im Alter von 39 bis 68 Jahren und bereits Witwer, von den Frauen waren drei der vier ältesten Bräute Witwen im Alter zwischen 38 und 47 Jahren.

Nur zwei Ehepaare waren gleich alt – das eine Paar 29 Jahre, das andere Paar 30 Jahre. Ein großer Altersabstand der Ehepartner zueinander war nicht unüblich. Dabei waren keinesfalls immer die Männer älter – bei neun Ehepaaren, also bei mehr als einem Drittel der jungvermählten Paaren 1856, war die Frau älter. Drei Frauen, allesamt keine Witwen!, waren sogar mehr als ein Jahrzehnt älter als ihre Gatten; die Frauen waren vierzehn, elf und zehn Jahre älter als ihre Männer.

Bei den dreizehn Ehepaaren, in denen der Mann älter war, war der Altersabstand tendenziell noch größer. Hier trennten fünf Ehepaare mehr als ein Jahrzehnt Lebenserfahrung, in dem Fall der 46jährigen Witwe und des 68jährigen Witwers sogar 22 Jahre.

Berufe von Braut und Bräutigam

Zwölf der 24 Bräute, also genau die Hälfte, hatte keinen eigenen Beruf. Vier Bräute arbeiteten – zumindest bis zu ihrer Eheschließung – als Dienstmägde, jeweils zwei Bräute arbeiteten als Magd und als „Wirthin“ und je eine Braut als Ackerin, Haushälterin, Näherin und Tagelöhnerin.

Im Gegensatz zu den heiratenden Frauen hatten sämtliche der 24 heiratenden Männer einen Beruf. Ein Viertel von ihnen arbeitete als allgemeiner Knecht, in zwei weiteren Heiratsurkunden sind als Berufe der Gatten „Arbeitsknecht“ sowie „Müllersknecht“ angegeben – folglich befanden sich sogar ein Drittel der Männer im Knechtstand. Weitere mehrfach vertretende Berufe waren im Jahr 1856 Tagelöhner und Ackerer mit jeweils drei Bräutigamen. Es gab im Jahr 1856 in Bergheim aber nicht nur agrarisch geprägte Berufe; so heirateten unter anderem auch ein Postsekretär, ein Kaufmann, ein Dachziegler und ein Gefangenenwärter.

Vornamen der Brautleute und ihrer Eltern

Wie bei den Geburtsnamen des Jahres 1856 zeigen sich auch bei den Vornamen der Heiratenden sowie ihrer Eltern generationenübergreifende Trends.

Betrachtet man den ersten Vornamen der 24 Bräute, dann heirateten neun Annas und drei Bräute mit Namen Maria. Bei den Männern sind, wie in den Geburtsurkunden von 1856, die Vornamen wieder diverser: Spitzenreiter sind hier die nur vier Johan(n)s gefolgt von drei Ehemännern mit erstem Vornamen Peter und drei Ehemännern namens Franz. 

Diese Tendenz zeigt sich auch, wenn man die Namen der Eltern in die Untersuchung mit einbezieht. Von den 72 beteiligten Frauen (Braut, Brautmutter und Mutter des Bräutigams) hießen 19 Frauen mit erstem Vornamen Anna und sieben Marie. Oft vertreten waren zudem Odilia und Gertrud (jeweils fünf Damen) sowie Agnes und Gertrud (jeweils viermal). Damit haben 44 der 72 Frauen nur sechs verschiedene Vornamen.

Bei den Männern (Bräutigam, Brautvater und Vater des Bräutigams) führt wieder der Name Johan(n) mit 15 beteiligten Männer, gefolgt von acht Mal Peter und sechs Mal Franz. Insgesamt haben die Männern aber 30 verschiedene erste Vornamen.

Heiratsmonate im Jahr 1856

Im Juni gab es keine Eheschließung in Bergheim. Die meisten Hochzeiten wurden 1856 in Bergheim in der zweiten Jahreshälfte gefeiert, nämlich knapp Zweidrittel (15 von 24 Vermählungen). Zwar fanden im Juli und August genau wie im Januar, Februar und März nur eine Hochzeit statt, aber in den beiden Monaten September und Oktober 1856 unterschrieben jeweils vier beziehungsweise fünf Paare mit ihren Trauzeugen vor „dem Personenstands-Beamten“ zu Bergheim die Urkunde zur Eheschließung.

Geschrieben von: Bettina Rütten M.A.

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