Inhalt anspringen

Stadtarchiv Bergheim

Meldewesen in Bewegung

Erinnern Sie sich noch an Briefe, die an Familie Max Mustermann adressiert waren? So ähnlich war es bis mindestens 1984 auch im Bergheimer Einwohnermeldeamt.

08.03.2024 - Weltfrauentag

Meldedaten wurden damals noch analog als Meldekarteien geführt. Diese Karteien beinhalteten pro Haushalt bzw. pro Adresse eine Meldekarte im DIN A5-Format auf der alle relevanten Daten eingetragen wurden, dazu zählten der vollständige Name, der Beruf, die Religionszugehörigkeit, der Familienstand, sowie das Geburtsdatum und der Geburtsort. Die Rückseite der Meldekarte wurde für Adresseintragungen und – änderungen genutzt. Sortiert wurden die Karten entweder nach dem Familiennamen oder nach der Straße innerhalb der Bergheimer Stadtteile. Diese Meldekarteien befinden sich heute im Stadtarchiv Bergheim.

Meldekarten nach Familiennamen wurden auf den Ehemann und Vater ausgestellt, in der Zeile darunter wurde seine Ehefrau mit Geburtsnamen eingetragen und darunter folgten die Kinder. Wer also damals nach einer Frau suchte und nur ihren Geburtsnamen kannte, musste auf einen Vermerk auf der vorherigen Karteikarte hoffen. I.d.R. „verz.[ogen] bes.[ondere] Karte“ mit einer Ergänzung des angenommenen Namens.


Schauen wir uns exemplarisch die Meldekarte der Familie Reisinger aus Zieverich an: In Zeile 1 ist der Landwirt Engelbert Reisinger eingetragen. Bei ihm ist der Familienstand mit verh.[eiratet] angegeben. In der 2. Zeile ist seine Ehefrau Elisabeth geb. Reissdorf eingetragen. Unter Beruf ist bei Elisabeth „Ehefrau“ eingetragen. Heute würde eher der Begriff Hausfrau verwendet werden. „Standes ohne“ oder „gewerblos“ waren vor allem im 19. Jahrhundert gebräuchliche Begriffe für den Haufrauenstand.

In den Zeilen 3-6 sind die Kinder der Eheleute, Katharina, Josef, Maria und Elisabeth, eingetragen. Alle wurden im Laufe der Zeit von der Karte gestrichen, weil sie selbst heirateten und damit einen eigenen Haushalt führten. Bei Katharina (Zeile 3) und Elisabeth (Zeile 6) ist neben der Streichung jeweils „bes.[ondere] Karte“ vermerkt. Ein Hinweis auf einen neuen Namen gibt es nicht. Das kann entweder bedeuten, dass die Eintragung hier nur nachlässig erfolgte, oder dass die beiden jungen Frauen in einen eigenen Haushalt auszogen ohne zu heiraten. Bei Maria (Zeile 5) ist ein Heiratsvermerk auf der Meldekarte hinterlegt: „verh.[eiratet] seit 8.1.37 mit Engelbert Reisinger Maassen“. Für Josef (Zeile 4) ist der Vermerk „verh.[eiratet] bes.[ondere] Karte eingetragen. Das Namensrecht legte zum Zeitpunkt seiner Hochzeit fest, dass der Nachname des Ehemannes Familienname wurde; es war also nicht nötig einen Ehenamen für Josef einzutragen. Erst seit 1976 ist es möglich, dass das Ehepaar sich für den Familiennamen der Ehefrau entscheidet.

Alleinlebende Frauen wurden auf eigenen Karten eingetragen.

Heute gibt es für jede Person einen gesonderten Datensatz. Eheleute sind jeweils miteinander verknüpft und auch Kinder sind bis zu ihrer Volljährigkeit mit der Familie verbunden. Wenn die Kinder volljährig werden, wird die Verknüpfung gelöscht.

Eine Meldebescheinigung wird heute auf die Person ausgestellt, die die Bescheinigung anfragt. Die jeweiligen Familienmitglieder werden dann unabhängig vom Geschlecht unter der anfragenden Person aufgeführt.


Geschrieben von: Lena Delbach

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Kreisstadt Bergheim
  • Kreisstadt Bergheim
  • Kreisstadt Bergheim
  • Kreisstadt Bergheim
  • Kreisstadt Bergheim